Eines vorweg

Eines vorweg: Wir kannten Frank Giering nicht persönlich. Unsere einzigen Berührungs­punkte waren seine Filme und Rollen. Über seine privaten Ängste und Sorgen wussten wir wenig; eigentlich nur so viel, wie mit jede seiner Rolle durchschimmerte und für den Zuschauer spürbar wurde. Auch wenn er seit seiner Darstellung in Absolute Giganten zu unseren Lieblingsschauspielern zählte, haben wir seine Karriere eher aus der Ferne verfolgt. Wir haben uns gefreut, wenn er uns ab und an im Kino oder im Fernsehen über den Weg lief, haben diese »Begegnungen« aber nicht forciert, sie blieben eher zufällig. Erst mit dem Kriminalisten ergab sich eine gewisse Kontinuität.

Trotz allem fühlte sich sein plötzlicher Tod fast an wie ein persönlicher Verlust. Wir wollten mehr über den Menschen hinter den Rollen erfahren. Doch allzu schnell stießen wir auf erste Hindernisse. Es gab nicht viel über ihn zu lesen, noch weniger von ihm zu hören. Die spärlich gegebenen Interviews standen meist im direkten Zusammenhang zu aktuellen Projekten und lassen allenfalls indirekte Rückschlüsse auf die private Person Frank Giering zu. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo der Mensch und nicht der Schauspieler Frank Giering zu Wort kam, hinterlässt der Fokus auf nur ein Thema einen faden Beigeschmack. Die Fragen erschienen unverhältnismäßig aufdringlich, fast bloßstellend.

Die wenigen verfügbaren Portraits wurden fast ausschließlich posthum in Form von Nachrufen veröffentlicht und beleuchten den Menschen Frank Giering naturgemäß unter dem Eindruck seines plötzlichen und viel zu frühen Todes eher eindimensional. Wenig hilfreich ist zudem, dass meist nur auf Drittquellen zurückgegriffen werden konnte.

Wir maßen uns natürlich nicht an, es besser zu können. Wir sind weder professionelle Autoren noch stehen uns die Türen und Quellen journalistischer Pressevertreter offen. Nur weil uns seine Filme und seine wenigen Interviews tief berührten, gibt uns dies leider noch keine tiefere Erkenntnis. Auch wir kannten Frank Giering nicht persönlich. Auch wir konnten uns dem Menschen hinter den vielschichtigen Rollen nur über seine darstellerische Leistung, den wenigen persönlichen Einblicken und den bruchstückhaft gesammelten Informationen nähern. Natürlich sind diese Fragmente völlig unzureichend, einen Menschen in seiner gesamten Komplexität und Vielfalt auch nur annähernd charakterisieren, geschweige denn begreifen zu können.

Warum wir dennoch den Schritt gewagt haben, dem Menschen Frank Giering in dieser Form nachzuspüren, hat einen ganz prosaischen Grund: einfach, weil es noch kein anderer getan hat. Und weil wir der Meinung sind, dass Frank Giering es verdient hat, dass man sich mit ihm und seinem Werk beschäftigt und auseinandersetzt. Und sei das Resultat dabei noch so unzulänglich.

Uns ist bewusst, dass sich Frank Giering bei öffentlichen Auftritten stets auch einer Rolle bediente und entgegen anderslautender Behauptungen bei weitem nicht alles von sich preisgab. Umso schwieriger war es, die Grenze zwischen der privaten und der öffentlichen Person auszuloten und zu beurteilen. Auch weil es weder im Leben noch im Film eine absolute Wahrheit geben kann. Letztendlich ist es immer unsere rein subjektive Wahrnehmung, wie wir einen Menschen empfinden und einschätzen. Und so können wir nur wiedergeben, wie wir Frank Giering durch seine Rollen und Interviews rein persönlich »erlebt« und »erspürt« haben. Oder um es mit seinen Worten zu sagen, ist dies eine mögliche Interpretation, wie es gewesen sein könnte.

Ob wir dem Menschen Frank Giering mit dieser Arbeit gerecht werden konnten, können letztendlich nur die Menschen beurteilen, die ihm nahestanden.

Auch wenn wir uns bemüht haben, sämtliche Ausführungen mit Quellen zu belegen, ist dies natürlich noch keine Gewähr für die Richtigkeit der zitierten Aussagen und Schluss­folgerungen. Sollten wir hier irrtümlich über das Ziel hinausgeschossen sein und Situationen falsch beurteilt oder sogar falsch dargestellt haben, würde uns dies sehr leidtun. Wir würden uns aber über entsprechende Hinweise freuen, um eine schnellstmögliche Richtigstellung vornehmen zu können.